Franziskaner
Orden
Franziskaner (offiziell lateinisch Ordo
Fratrum Minorum: Orden der Minderen Brüder), religiöser Orden, 1208 von
Franz von Assisi gegründet und 1209 durch Papst Innozenz III. anerkannt. Die Franziskaner
zählen zu den so genannten Bettelorden.
Gründung
Franz von
Assisi lebte der Legende nach in Armut und widmete sein Leben dem Gottesdienst
und dem Gebet. Er sammelte zwölf Schüler um sich und führte sie von Assisi nach
Rom, um den Segen des Papstes zu erwirken. Dieser gab ihnen seinen Segen, unter
der Bedingung, dass sie Geistliche würden und ein Oberhaupt wählten. Franz
wurde zum Oberhaupt gewählt, und die Gruppe kehrte nach Assisi zurück. Hier
wurde ihnen die Nutzung der kleinen Kapelle von Santa Maria degli Angeli aus
dem Besitz des Benediktinerklosters vom Berg Subasio zugesagt. Um die Kapelle
herum bauten seine Anhänger Hütten aus Zweigen und versuchten, in Anlehnung an
das Leben Jesu, ihr Dasein als reisende Prediger in selbst gewählter Armut zu
gründen.
Zu jener
Zeit gab es noch keinen offiziellen Orden, die Bruderschaft kannte noch kein
Noviziat. Als jedoch die Anzahl der Schüler zunahm und sich die Lehren immer
weiter verbreiteten, erließ Papst Honorius III. 1233 eine Bulle, aufgrund derer die
Franziskaner als Orden anerkannt wurden und ein einjähriges Noviziat einführen
konnten.
Spaltung und Organisation
Nach dem Tod
von Franz von Assisi wurde in seiner Heimatstadt ein Kloster mit Basilika
errichtet. Einige der Anhänger störte die Pracht des Baus, da er sich nicht mit
den Armutsidealen des Ordens vereinbaren ließ. Zur Beendigung des daraufhin
entbrennenden Streites verfügte Papst Gregor IX., dass eine gewählte Ordensverwaltung
Gelder besitzen dürfe und dass der Bau von Klöstern den Absichten des
Ordensgründers nicht widerspräche.
Dies führte
zur Spaltung des Franziskanerordens. Im Jahr 1517 wurde diese von Papst Leo X. anerkannt. Er teilte
den Orden in die Konventualen, denen ein gemeinschaftlicher Besitz
erlaubt wurde, und die Spiritualen, die eine möglichst nahe Befolgung
der Regel des Franz von Assisi anstrebten. Die Spiritualen bildeten die größere
Gruppe, von ihnen spalteten sich im 16. Jahrhundert die Kapuziner ab, um sich als
unabhängiger Orden zu organisieren. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts fasste
Papst Leo XIII. die Nonnen des Franziskanerordens, die auch Klarissen
genannt werden, im ersten Orden zusammen, im zweiten und dritten Orden eine
Gruppe von Männern und Frauen, die ohne Zölibat lebten und sich weltlichen,
karitativen Tätigkeiten wie der Krankenpflege widmeten und widmen.
Neben ihrer
Predigertätigkeit und den karitativen Werken wirken die Franziskaner auch heute
noch vor allem im Erziehungsbereich. Vor der englischen Reformation lehrten
viele Franziskaner an englischen Universitäten. Berühmtheit erlangten die
Franziskaner-Professoren John Duns Scotus, Wilhelm von Ockham und Roger Bacon.
Der Orden hat auch vier Päpste hervorgebracht, Sixtus IV., Julius II., Sixtus V. und Klemens XIV. sowie den
Gegenpapst Alexander V.
Auf seiner
ersten Fahrt nach Amerika wurde Christoph Kolumbus von einer Gruppe von
Franziskanern begleitet. Die ersten Klöster in Amerika wurden von Franziskanern
in Santo Domingo und La Vega, der heutigen Dominikanischen Republik, errichtet.
Während die spanischen Franziskaner immer weiter in den Süden von Amerika und
bis zum Pazifik vordrangen, missionierten die französischen Franziskaner, die
1615 in Kanada gelandet waren, den Norden Amerikas.
Das höchste
Regierungsamt des Ordens wird von einem Generalminister bekleidet, der auf
zwölf Jahre gewählt wird. Das Mutterhaus des Ordens befindet sich in Rom. Dem
Generalminister untergeordnet ist der Provinzminister, der allen Brüdern und
Schwestern einer Ordensprovinz vorsteht.
Im 20. Jahrhundert wurden von
verschiedenen anglikanischen Kirchen eine Reihe von Franziskanergemeinschaften
sowohl für Männer wie auch für Frauen gegründet. Die bedeutendste darunter ist
Saint Francis in Cerne Abbas (Dorset, England) mit Niederlassungen auf den
Britischen Inseln sowie in Neuguinea.[1]
[1]"Franziskaner", Microsoft® Encarta® 99
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