Prinz Eugen von Savoyen

Die Schlachten bei Peterwardein, Temesvár und Belgrad

1716-1717


 


Die Festung in Batsch hat schon als Kind meine Phantasie angeregt. Was mag wohl in diesen Ruinen geschehen sein ? Welche Leute haben darin gelebt? Die Antwort der Älteren war immer der Hinweis, daß die Festung aus der Türkenzeit stamme. Unklar blieb mir dabei immer, wieso die Türken in Batsch lebten. Erst sehr viel später wurden mir die Zusammenhänge bewußt. Je mehr ich darüber nachgelesen und erfahren habe, um so erstaunter war ich über meinen Geburtsort Batsch. Diese kleine Gemeinde, welche ich am 9. Oktober 1944 mit 5 Jahren verlassen hatte und in der meine Vorfahren lebten und starben, hatte eine aufregende und wechselvolle Vergangenheit hinter sich. Die Ruinen der Batscher Festung symbolisieren die Geschichte welche über dieses Land –die Batschka - Jahrhunderte hinweggegangen ist. Viele Kriege und Zerstörungen, viel Leid der Menschen, aber auch immer wieder Wille zum Neubeginn, prägten das Land und die Menschen welche hier ihre Heimat hatten.

Nur ca. 50 km von Batsch entfernt bei Peterwardein (heute: Petrovaradin) in nächster Nähe von Neusatz (damals Raizenstadt) kam es im 18.Jahrhundert zu einem wichtigen geschichtlichen Kriegsereigniss, welches den Niedergang des osmanischen Reiches einleitete. Die Schlachten bei Peterwardein, Temesvar und Belgrad unter Prinz Eugen von Savoyen sind in die Geschichtsbücher eingegangen. Wegen der Lage unseres Heimatortes an der Grenze Ungarns zum Balkan ist Batsch immer wieder in das Kriegsgeschehen des damaligen Kaiserreiches einbezogen worden, so auch bei diesen Feldzügen in den Jahren 1716 und 1717 gegen die "heidnischen" Osmanen.

Ruine der Festung in Batsch

 

 1. Das Osmanische Reich
Das osmanische oder türkische Reich bestand von 1300 bis 1922. Die größte Ausdehnung erreichte es gegen Ende 1600 (siehe Bild). Auf dem Höhepunkt seiner Macht erstreckte es sich über drei Kontinente, von Ungarn im Norden bis nach Aden (Jemen) im Süden und von Algerien im Westen bis zur iranischen Grenze im Osten. Den Mittelpunkt bildete das Gebiet der heutigen Türkei. Mit dem Vasallenstaat Krim dehnte sich das Osmanische Reich bis zur Ukraine nach Südrussland aus. Zweimal standen die Türken vor Wien (1529 und 1683) und bedrohten das christliche Abendland. Erst 1697, in der Schlacht bei Senta, konnten das osmanische Heer durch Prinz Eugen geschlagen werden. Im Friedensvertrag von Karlowitz (1699) wurde Ungarn, Siebenbürgen, Teile von Slawonien und Kroatien wieder in das österreich-ungarische Kaiserreich eingegliedert. Der Friede von Karlowitz hielt jedoch nicht lange an, es kam immer wieder zu Vertragsbrüchen und 1716 mußten die Österreicher, diesmal zusammen mit Venedig, erneut gegen die Türken antreten.Dies führte zu den erwähnten Schlachten bei Peterwardein, Temesvar und Belgrad unter dem Heerführer Prinz Eugen von Savoyen.

 

2. Prinz Eugen von Savoyen

    Wer war nun dieser Feldherr, der mehrmals das osmanische Heer erfolgreich geschlagen
und auch unserer Heimat befreit hatte? In der Schule haben wir noch das Lied vom „Edlen Ritter“ gelernt. Der viel besungene „edle Ritter“ entstammte einer savoyischen Herzogsfamilie. Er wurde am 18.10.1663 in Paris geboren und am französischen Hof erzogen. Dem Brauch seiner Zeit folgend, hätte er als Jüngster seiner Geschwister Geistlicher werden sollen. Er träumte aber von Siegen und Heldentaten und wollte deshalb eine militärische Laufbahn einschlagen. Nachdem er in Frankreich jedoch, vom König Ludwig XIV, für den Militärdienst abgelehnt wurde, trat er 1683 in die Dienste des österreichischen Kaiser Leopold I. ein. Noch im gleichen Jahr nahm er an der Schlacht am Kahlenberg, gegen die Türken, zur Verteidigung von Wien, als Volontär, teil. 1688 wurde Eugen zum Feldmarschalleutnant und 1693 zum Feldmarschall ernannt. In mehreren erfolgreichen Kriegen u.a. auch gegen die französisch-bayerische Armee bei Höchststätt 1704, sowie die Türken, verhalft er dem habsburgischen Reich zur Großmacht. Uns Donauschwaben sind vor allem seine Siege bei Mohács, Zenta, Peterwardein und Belgrad bekannt.

Er galt als der fähigste Heerführer seiner Zeit und der französische König Ludwig XIV. wollte ihn wieder nach Frankreich zurückholen, was Eugen aber ablehnte. 1716 war Prinz Eugen Generalgouverneur in den Österreichischen Niederlanden; 1725 trat er nach Intrigen am Kaiserhof gegen ihn zurück. Im polnischen Thronfolgekrieg hatte Eugen noch einmal den Oberbefehl über die österreichische Armee inne; nach dem Friedensschluß 1735 nahm er seinen Abschied. Er starb am 21.April 1736 in Wien an einer Lungenentzündung und ist im Stephansdom beigesetzt.

 

 

      Prinz Eugen von Savoyen mit 55 Jahren

 

 

3.  Peterwardein (http://www.peterwardein.com)

Im Bayerischen Armeemuseum in Ingolstadt befinden sich sehr detaillierten Aufzeichnungen über die Feldzüge des Prinz Eugen von Savoyen im Jahre 1716-1718 nach Peterwardein, Temesvar und Belgrad. Daraus wurden ein Teil der beschriebenen Ereignisse entnommen. Da auch unser Heimatgemeinde Batsch und die nähere Umgebung darin eine wesentliche Rolle spielen, ist eine kurze Rekonstruktion des Aufmarsches des kaiserlichen Heeres und der Schlacht von Peterwardein sicher für unsere Landsleute von Interesse. Vor allem auch, weil sich Eintragungen in den Batscher Kirchenbücher befinden, welche mit den Soldaten und den damaligen in Batsch stationierten Regimentern in Verbindung stehen.

Festung Peterwardein

Wie schon erwähnt, hatte der im Jahre 1699, mit den Türken, geschlossene Frieden von Karlowitz ( in der Nähe von Neusatz) , keinen Bestand. Das türkische Weltreich war trotz der erlittenen Schläge noch immer ein gewaltiger Koloß. Der Sultan herrscht über drei Kontinente. Kairo, Bagdad und auch Jerusalem waren in türkischer Hand. Während des Spanischen Erbfolgekrieges, der die Kräfte des damaligen österreich-ungarischen Kaisers Karl VI. voll in Anspruch genommen hatte, sind die Türken zum Glück noch zu schwach, um die Bedrängnis des Reiches durch die Franzosen auszunutzen. Doch im Jahr 1716 glaubten sie sich von den früheren Niederlagen genügend erholt zu haben. Sie wollten Rache an den verhaßten Christen nehmen.

Immer wieder kam es zu räuberischen Einfällen der Osmanen- und Tatarenhorden in die aufblühenden Gemeinden und fruchtbaren Gebiete an der Donau und an der Theiß. Wie eine fortwährende Drohung für die abendländische Kultur standen die Türken der teilweise offenen Südostgrenze des habsburgischen Reiches gegenüber. Die Grenzen liefen entlang der Wasserlinien von Donau, Theiss und Maros und waren durch die Festungen von Peterwardein, Szegedin und Arad gesichert.

Schon im Februar 1715 erläutert der Prinz dem Kaiser die bedrohliche Lage. Ein Zehnpunkteprogramm enthält seine Forderungen für die unbedingt notwendige Verbesserung der Armee sowie den Bau einer Donau-Flotte. Karl VI. kann sich den Argumenten des Prinzen nicht verschließen. Zu frisch waren die Erinnerungen an die Belagerung Wiens durch die Türken. Es besteht wenig Grund, ihre Kampfkraft zu unterschätzen. Für sie war der Kampf gegen die Ungläubigen zudem religiöse Pflicht. Der Tod auf dem Schlachtfeld sicherte ihnen einen Platz im Paradies.

Ohne Kriegserklärung wälzt sich im Juli 1716 eine türkische Soldatenflut donauaufwärts, insgesamt an die 200.000 Mann, angeführt vom Großwesir Damad Ali. Ihr Ziel war Peterwardein, das "Gibraltar an der Donau".

 

3.1   Aufmarsch der kaiserlichen Armee 1716

Die allgemeine Kriegsabsicht von Eugen von Savoyen lag darin, daß Banat, den letzten Rest der Türkenherrschaft in Ungarn, wieder zu erlangen und die kaiserliche Macht weiter nach Serbien und Bosnien zu erweitern.

Die Regimenter des kaiserliche Heeres waren im Frühjahr 1716 noch in verschiedenen Länder verteilt und vom Kriegsschauplatz weit entfernt. Um den Türken die Kriegsabsichten zu verbergen, veranlaßte der Prinz die Armeen vorerst in ausgedehnten „Interimslagern“ an der mittleren Donau und Theis zu versammeln. Um den einzelnen Regimenter beim Anmarsch die Donauüberquerung auf kürzestem Weg zu ermöglichen, wurden Schiffbrücken gebaut, welche später auch in Peterwardein zum Einsatz kamen.

Für den geplanten Aufmarsch wurde folgende Verteilung getroffen:

                  

Duna-Veese, unterhalb von Pest:                    11 Bataillone, 21 Escadronen
Baja:                                11 Bataillone, 49 Escadronen
Batsch           16 Bataillone, 47 Escadronen

Infanterie: Bagni, Regal, Alt-Lothringen, Jung-Lothringen, Baden-Durlach, Wallis, Ahumada, Marulli

Cürassiere: Palffy, St.Croix

Dragoner: Jörger, Galbes, Rabutin, Bayreuth

Futak(Futog):         11 Bataillone, 7 Escadronen
Esseg: 10 Bataillone, 10 Escadronen
Großwardein 14 Esscadronen
Csongrad: 29 Escadronen
Onod 17 Escadronen
Szegedin 8 Bataillone, 44 Escadronen

Anfang Juni 1716 befahl der Prinz die sofortige Verlegung der entferntesten Lager von Duna-Veese und Onod nach Batsch. Damit konnten in der ersten Linie die Lager von Csongrad, Baja und Batsch, in zweiter Linie die von Szegedin zum Aufbruch beordert werde.

Unter dem Kommando von Freiher von Falkenstein, dem Feldmarschall Conte dAhumada und Freiherr von Hochberg rückten die Truppen am 29.Juli von Batsch über Futag (heute Futog) nach Peterwardein vor Das kaiserliche Heer bestand nun insgesamt aus 67 Bataillone, 218 Escadronen. Dazu kamen noch 18 Bataillone aus den Festungen des damaligen Ungarn. Zusammen also 60-70000 Soldaten.

Erstaunlich ist mit welcher Präzision die logistische Vorbereitung für ein derartiges Unternehmen ausgeführt wurde. Neben dem zeitlich genau geplanten Truppenanmarsch, mußte ja auch Verpflegung für die Soldaten, Futter für die Pferde sowie der Munitionsbedarf etc. koordiniert werden. Aber vom Kriegshandwerk hat man damals schon sehr viel verstanden.

 Am 2. Juli 1716 verließ Prinz Eugen auf 16 Schiffen, begleitet von den Segenswünschen des Kaisers und der ganzen Bevölkerung, mit mehreren Generalen die Stadt Wien. Am 9.Juli kam er in Futak an. Es kam zu Verzögerungen beim Aufmarsch der Truppen, die Donauflottille, ein wesentlicher Teil der Armee, fehlte noch vollständig. Auch die Finanzierung dieses Feldzuges bereitete noch Schwierigkeiten. Die Kriegskasse des Kaisers war, auch wegen der vor kurzem beendeten Kriege mit Frankreich, leer.

Am 27. Juli 1716 standen die Türken nur mehr drei Tagesmärsche entfernt von Peterwardein. Nur noch durch die Donau getrennt von der, bei Batsch, Futok und der Römerschanze, versammelten kaiserlichen Armee. Der Prinz verlegte sein Hauptquatier nach Raizenstadt (Neusatz, heute Novisad) und am 2. August nach Peterwardein.

 

3.2 Reitergefecht bei Karlowitz

Der Anmarsch der Türken verstärkte sich. Eine Vorhut von ca. 4000 Osmanen zerstörte Niederlassungen und plünderten die zur Festung gehörenden Bauernhöfe aus. Die Aussendung von Streifen ergaben nur unsichere Nachrichten über Stärken und Absichten des Feindes. Unklar blieb auch das eigentliche Ziel des Grossvesiers der Türkenarmee, ob er Peterwardein angreifen oder mit seiner Armee auf die andere Seite der Donau wechseln, wollte

Zur Klärung wurde ein starkes Streifenkommando unter dem Feldmarschall Graf Palffy zusammengestellt, um die Lage auskundschaften. Mit 3000 Reitern setzte er sich am 2. August in Bewegung. Die Absicht war, vor allem den etwa 5 Kilometer südlich von Karlowitz ziehenden Bergrücken in der Fruska Gora zu erreichen. Er hoffte von dort eine genügend gute Aussicht zu haben, um sich über die Stärke und Ausrüstung des türkischen Heeres informieren zu können.

Er befand sich mit seinem Streifenkommando in der Nähe von Karlowitz als unerwartet türkische Reitermassen, mehr als 10000 Pferde, vor ihnen auftauchten. Ein Kampf war unvermeidlich. Es kam zu einem schweren Gefecht in dessen Verlauf die kaiserlichen Reiter in große Gefahr gerieten. Vier Stunden dauerte das Gefecht, wobei die kaiserlichen Reiter, trotz der Übermacht, tapfer standhielten. Der Rückzug wurde durch das bergige Gelände stark erschwert, die Türken folgten ihnen bis vor die Festung, wo sie durch die Infanterie aber auf respektvoller Entfernung gehalten wurden. Dieses Gefecht kostet 700 Soldaten das Leben, 392 Pferde wurden getötet und 297 verletzt.

Eines hatte sich jedoch bestätigt, daß die Türken mit der Hauptmacht nach Peterwardein vorrückten.

 

3.3 Die Schlacht

Der Prinz hatte angeordnet die Verschanzungen (Retranchement) der Festung zu verbessern. Ungefähr 60 Bataillone lagerten nun zwischen und hinter den verschanzten Linien. Ein Teil der Artillerie war auf der Höhe aufgefahren, der Rest stand in Reserve bei Raizenstadt.

Die Türken lagerten am 3. August nur 3 Kilometer von der Festung, nordwestlich von Karlowitz. Der Grossvezier schickte einen Parlamentär in die Festung mit einer schriftlichen Aufforderung die Festung Peterwardein kampflos zu übergeben. Eine Rückantwort bekam er von Eugen nur mündlich , „der Grossvezier möge thun, was er wolle und könne, an einer Entgegnung zur rechten Zeit werde es nicht fehlen“

Die Türken (Janitscharen) begannen Laufgräben, vor allem in der Nacht, auszuheben und näherten sich so bis auf 50 Schritte den Verteidigungslinien. Die schwere Artillerie des Großveziers beschoß mit einzelnen vorgezogen Batterien die Retranchements. Prinz Eugen ordnete an, das Feuer nur durch wenige Kanonenschüsse zu beantworten.

Von 150000 Türken halbkreisförmig eingeschlossen war es jedoch keineswegs seine Absicht den Angriff in dem engen Raum vor der Festung abzuwarten.

Am 4.August stand die Kavallerie und Teile der Infanterie noch am anderen Donau-Ufer. Um seine Angriffspläne nicht zu verraten, wollte er die Kavallerie nicht zu frühzeitig in den ungedeckten Bereich der Festung holen. Am Nachmittag wurde der Angriffsplan für die Infanterie, Kavallerie und Artillerie festgelegt. Am Morgen des 5. August sollte der Angriff erfolgen.

Die Kavallerie, welche auf der anderen Seite der Donau mit der Überquerung begonnen hatte, kam in eine kritische Situation als zwei der Donaubrücken durch mehrere im Fluß treibende Schiffe, die sich vom Ufer gelöst hatten, aus den Ankern gerissen wurde. Durch diesen Unglücksfall war das Schicksal der ganzen Armee in Frage gestellt. Mit größten Anstrengungen gelang es jedoch die beiden Brücken in der Nacht notdürftig auszubessern und den unterbrochen Übergang fortzusetzen.

Der türkischen Armee waren die Vorbereitungen, welche Prinz Eugen getroffen hatte, nicht unbemerkt geblieben. Am Morgen des 5.August versetzten sie sich in volle Gefechtsbereitschaft.

Mit 6 Bataillonen begann der überraschende Angriff der kaiserlichen Truppen auf dem rechten Flügel der Janitscharen (Elitetruppen der Türken). Diese flüchteten und versuchten in den Laufgräben Deckung zu finden. Eine türkische Batterie mit 10 Geschützen wurde überrannt, die nur einige 100 Meter von den eigenen Stellungen positioniert war. Der Angriff hatte somit glücklich begonnen. Doch nicht an allen Stellen der Frontlinie waren die Soldaten des Prinzen so erfolgreich. Die Türken kämpften zäh und verbissen und konnten den Angriff am rechten Flügel und im Zentrum stoppen und die Soldaten in die innere Verschanzung zurück drängen. Prinz Eugen versuchte die weichenden kaiserlichen Truppen im Zentrum zu ordnen. Durch einen erneuten Angriff in die linke Frontlinie kam es zu Unordnungen bei den Janitscharen und ihr Vordringen wurde gestoppt. Nach dem Eingreifen der Reservetruppen, vor allem der Kavallerie begann sich plötzlich auf der ganzen Linie die Situation zu Gunsten der Kaiserlichen zu wenden. In wilder Flucht und großer Unordnung versuchten die Türken in den Laufgräben zu entkommen, viele fanden darin ihr Grab. Vergebens bemühten sich die türkischen Führer die Soldaten zum Halten und Sammeln zu bewegen. Das ganze türkische Heer war in Auflösung und flüchtete in Richtung Belgrad.

Der Grossvezier hatte während der ganzen Schlacht die Fahne des Propheten gehalten. Als aber seine Getreuen in rasender Flucht das Lager verließen und nur mehr ein paar Edelleute bei ihm ausharrten, warfen sie sich todesmutig den kaiserlichen Soldaten entgegen. Eine Kugel traf ihn in den Kopf und tötete ihn. Um 12 Uhr Mittags war der Kampf zu Ende. Fünf Stunden hatte das wechselvolle Ringen gedauert. In der kaiserlichen Armee gab es 2122 Tote, 2357 Verwundete darunter 206 Offiziere und 1574 Pferde kamen bei diesem Gemetzel um. Die Verluste der Türken waren schwer zu bestimmen, sie waren jedoch weitaus größer als jene der Sieger.

Am 5. und 6. August lagerte die Armee in den eroberten Stellungen und marschierten am 7. August auf das linke Donauufer zurück. Nach Belgrad zu ziehen, hätte für dessen Belagerung die im Jahr zur Verfügung stehende Zeit nicht mehr gereicht. Außer dem war dafür ist seine Armee noch zu schwach. Auch fehlt ihm das unbedingt nötige Schiffsmaterial.

So beschloß Eugen Temesvár anzugreifen. Am 25. August kamen sie dort an. Während die Belagerungsarbeiten mit allem Eifer betrieben wurde, unternahmen die Türken am 14.September einen Ausfall gegen die Lager der Reiterei. Sie wurden aber mit beträchtlichen Verlusten zurückgetrieben. Nicht besser erging es dem, mit 20000 Mann, anrückenden Kurd Pascha, der mit seine Reiterscharen die Lagerstellung der kaiserlichen Kavallerie zu durchdringen versuchte. Der Angriff wurden abgewiesen, worauf die Osmanen, nach großen Verluste, die Flucht ergriffen. Nach diesen mißlungenen Angriffsversuchen der Türken stürmten die Belagerer am 1. Oktober die Festung. Am 12.Oktober hißte der Festungskommandant Mustapha Pascha die weiße Fahne. Damit war Temesvár nach 140-jähriger türkischer Herrschaft wieder in das Vaterland zurückgekehrt.

Der Kaiser und auch der Papst überhäufen den Marschall des Reiches nach seinen Siegen mit Ehrungen. Der Kaiser wiederholt seine Ermahnungen, Eugen solle sich in Zukunft "weniger exponieren". Er will seinen einzigartigen Feldmarschall nicht durch dessen Tollkühnheit im Kampf verlieren. Eugen hat sich an diese Mahnungen nie gehalten und weiterhin, wo immer notwendig, als mitreißendes Beispiel an der Spitze seiner Truppen gekämpft.

Nach Peterwardein und Temesvár müssen all die Neider Eugens, einschließlich der „spanischen Parasiten“, für eine Weile verstummen. Der Kaiser kann vom Prinzen überzeugt werden, daß ein Frieden mit den Türken nur dann von Dauer sein kann, wenn auch Belgrad wieder in seiner Hand ist.

 

4. Belgrad

Im nächsten, entscheidenden Feldzug gegen die Türkenbedrohung, kommt es zu jener berühmten Schlacht, die als eine der Großtaten an Feldherrnkunst und großem Mut von Feldmarschall, Offizieren und Soldaten in die Geschichte eingegangen ist. Das Unternehmen unterscheidet sich von anderen auch dadurch, daß es mit der größten Sorgfalt vorbereitet wurde. Unter Führung Eugens war nun das kaiserliche Heer auf seiner weltgeschichtlichen Höhe. Auch die Hofkasse knauserte diesmal nicht mit der Finanzierung.

Die türkische Garnison ist gerade mit 30.000 Mann Janitscharen verstärkt und für einen langen Zeitraum mit Proviant aufgestockt worden. Und in Adrianopel stand ein gewaltiges Heer zum Angriff nach Norden bereit. Die Hoffnung Eugens, dieser Übermacht 100.000 eigene Soldaten entgegenstellen zu können, geht nicht in Erfüllung. Er muß sich mit 70.000 begnügen. Um so mehr Sorgfalt widmet er den technischen Vorbereitungen des Feldzugs. Die Überwindung der beiden Ströme verlangt hervorragende Brückenbauer, dazu eine schlagkräftige Donauflotte.

Die Türken denken nicht einmal im Traum daran, daß der Prinz eine so unorthodoxe Strategie wählen könnte, eine Brücke über die Donau zu errichten. Die Donau ist bei Belgrad sehr breit, aber eine vorhandene Sandbank erleichtert den Brückenschlag

 In der Nacht vom 14. auf den 15. Juni 1717 geht es in drei Staffeln an das andere Donauufer. Der Brückenkopf wird gebildet, die Kavallerie kann ungehindert über den Strom. Damit ist einer der gefährlichsten Abschnitte des Unternehmens glücklich durchgeführt. Unter dem ständigen Störfeuer der Festung geht Eugen an die Organisation der Belagerung. Er hat es eilig, denn je länger die Belagerung dauert, desto eher kann ihm das Entsatzheer des türkischen Paschas in den Rücken fallen.Der Pascha verfügt über die doppelte Streitmacht gegenüber der des Prinzen. Neben der Festungsbesatzung droht noch eine weitere türkische Armee, die aus Richtung Banat vorstößt, um die Nachschublinien der Kaiserlichen abzuschnüren. Durch einen, in seinen Diensten stehenden, Spion ist Eugen jedoch ziemlich genau über die Bewegungen des Gegners informiert.

Vorsorglich hat der Prinz sich gleichzeitig auf Angriff und Verteidigung eingestellt. Denn am 28. Juli künden Raketen und Freudenböller aus der Festung die sich nähernden Spitzen des Entsatzheeres an. Fast täglich hat Eugen nun mit einem Angriff zu rechnen. Schlimmer noch als die Nähe des Paschas ist das aus den Niederungen der beiden Flüsse aufsteigende Sumpffieber. Auch die Ruhr tritt auf, welche die Kaiserlichen weiter dezimiert. Dauerkanonaden von der Festung decken die Belagerer von zwei Seiten ein. Der Proviant wird knapp, nachdem die Türken mehrere Versorgungsschiffe gekapert haben.

In Wien ist die Stunde der Schwarzseher wieder gekommen. Sollte es den Türken gelingen, Eugen in die Zange zu nehmen und zu vernichten, so kann man mit einer dritten Belagerung Wiens rechnen. Seine Widersacher nörgeln, Eugen habe zu viel riskiert. Er sei nicht Herr der Lage, immer habe er gegen alle Regeln verstoßen. All seine früheren Siege seien nur reine Glücksfälle gewesen.

Die Katastrophe für seine kranke Armee vor Augen, faßt der Prinz den tollkühnen Entschluß, den Stier bei den Hörnern zu packen. Er wählt die Offensive. Er soll dabei gesagt haben: "Entweder ich nehme Belgrad, oder die Türken nehmen mich."

Um Mitternacht treten 24 Kavallerie- und 52 Infanterieregimenter an. Die Türken haben nicht die geringste Ahnung vom bevorstehenden Angriff der Kaiserlichen. Mit einem solchen Wahnsinnsentschluß, mit dieser Alles- oder Nichtstaktik des Prinzen, nämlich einem Angriff aus der Umklammerung , hatten sie nicht gerechnet.

Ein dichter Morgennebel sorgt für einige Verwirrung unter den Angreifern. Als endlich die Sonne durchbricht, gelingt den Türken ein Einbruch mit starken Kräften in eine Lücke im Zentrum der Armee des Prinzen. Doch Eugen, an der Spitze der Kavallerie, wirft sich blitzschnell an die bedrohte Stelle. Obwohl durch einen Streifschuß am Arm verwundet, spornt er durch sein kämpferisches Beispiel seine Soldaten an, das Letzte herzugeben. Im Lied des unbekannten Dichters heißt es hier: "Prinz Eugenius wohl auf der Rechten thät als wie ein Löwe fechten als General und Feldmarschall." Mit unwiderstehlicher Wucht stürzt sich die kaiserliche Armee nun auf den Gegner und besiegt ihn.

 

Ohnmächtig müssen die türkischen Verteidiger der Festung den Untergang der Armee beobachten, die sie hatte befreien sollen. Am 22. April 1717 kapituliert auch die Festung. Der Jubel in ganz Europa ist groß, und Eugen erntet den überschwenglichen Dank des Kaisers.

Den Türken ist der Schock in die Glieder gefahren, und sie suchen den Frieden. Vorher muß der Prinz jedoch noch einmal mit einem erneuten Feldzug drohen, bevor es im folgenden Jahr zum Frieden von Passarowitz kommt. Er rät zur Mäßigung, und weist Forderungen nach größeren Gebietsabtretungen zurück.

(Viele, vor allem die älteren Jahrgänge, kennen das Lied vom "Edlen Ritter", welches man noch in der Schule gelernt hatte.)

 

5. Die Besiedlung

Nach der Befreiung Ungarns, einschließlich Banats begann die Besiedlung der wieder gewonnen Gebiete in großem Umfang. Im Jahre 1723 wird vom ungarischen Reichstag ein Gesetz mit folgendem Wortlaut erlassen : „Seine geheiligte Majestät wird gütig erlauben, daß freie Personen jeder Art ins Land gerufen werden, die von jeder öffentlichen Steuer für 6 Jahre zu befreien sind und, daß diese Freiheit im ganzen Land verkündet werden kann......“

In Deutschland herrschte damals ein großer Bevölkerungsüberschuß, so versuchte man vor allem aus diesem Reservoir die Siedler zu holen. Drei Herrscher waren es, unter dessen Regierungen sich die nun einsetzenden „Schwabenzüge“ in den ungarischen Raum ergossen:

    Kaiser Karl VI. (König Karl III. von Ungarn ) 1711-1740,

   Maria Theresia 1740-1780 und

   Joseph II. 1780-1790.

Der letzte große Aussiedlerstrom unter Joseph II., im Jahre 1785, bevölkerte vor allem unsere Heimat, die Batschka. Meist waren es Südwestdeutsche, darunter auch viele Pfälzer.

Mit Ausdauer, Fleiß und Sparsamkeit schufen sie aus dem armen Land ein wahres Paradies, die „ Kornkammer Europas“.

 

Klaus Kempf

 

 

 

 

Verwendete Literatur:

1. Feldzüge des Prinzen Eugen von Savoyen

Kriegsgeschichtliche Abteilung des k.und k. Kriegsarchives (Ludwig Matuschka), Kopie des Armeemuseums Ingolstadt.

2. Enzyklopädie Encarta (Microsoft)

3. Zweihundert Jahre Donauschwaben, Matthias Wolfgang Weiland

4. Prinz Eugen , Lernet-Holenia , Paul Zsolnay Verlag

 

 

 

 

 

 

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